Warum helfen Menschen? Warum helfen sie fremden Menschen, ohne Geld dafür zu erhalten? Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt es? Wie würde das Leben in unserer Gemeinschaft aussehen, wenn
es
keine ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gäbe? Stimmt es, dass unsere Gesellschaft immer „Ich-bezogener“ und materialistisch orientiert ist?
Die Ausstellung „Kultur des Helfens“ geht diesen Fragen nach. Helferinnen und Helfer erzählen über ihre Tätigkeiten, Erfahrungen und persönlichen Motivationen, ohne Bezahlung für andere zu arbeiten. Es kommen Helferinnen und Helfer zu Wort, die oft schon seit Jahrzehnten eine unbezahlte, ehrenamtliche Tätigkeit ausüben. Sehr oft sind sie einfache Mitglieder in den Vereinen, üben also ihre Tätigkeit im Stillen ohne öffentliche Anerkennung aus.
Es erfolgt keine Bewertung der jeweiligen ehrenamtlichen Tätigkeit. Alle Vereine bekommen in der Ausstellung den gleichen Raum zur Präsentation. In allen Interviews wurden die gleichen Fragen gestellt.
„Welche Arbeiten werden getan?“ „Was war der Auslöser für die ehrenamtliche Tätigkeit?“ „War die Mitarbeit in dem jeweiligen Bereich eine bewusste Entscheidung oder Zufall?“ „Was motiviert, regelmäßig eine unbezahlte Tätigkeit auszuüben?“ Soll die ehrenamtliche durch eine bezahlte Tätigkeit abgelöst werden?“
Diese Ausstellung gibt keinen vollständigen Überblick über die ehrenamtlichen Tätigkeiten in Gallneukirchen und Umgebung Sie zeigt in Form eines „Marktplatzes des Ehrenamtes“ einen Ausschnitt der Vielfalt des ehrenamtlichen Helfens. Die Ausstellung bietet aber auch eine Gelegenheit, das eigene Verhalten und die eigene Bereitschaft zum Helfen zu reflektieren.
Viele in Gallneukirchen tätige Vereine werden in dieser Ausstellung nicht vorgestellt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Zeit für weitere Interviews und Fotos nicht gegeben war. Bei den nicht präsentierten Vereinen möchte ich mich hiermit entschuldigen, es war Zufall und keine bewusste Entscheidung, welche Vereine in der Ausstellung berücksichtigt werden.
Sehr viel ehrenamtliche Tätigkeit erfolgt in den politischen Vereinen. Diese sind in der Ausstellung nicht vertreten. Es wäre nicht möglich, nur eine Partei exemplarisch darzustellen, alle in Gallneukirchen aktive vorzustellen, hätte den Rahmen gesprengt.
„Helfen“ ist nicht unpolitisch und kann sogar zum Spielball der Politik werden. Die Einstellung zum Ehrenamt ist ideologisch gefärbt. Unterschiedlich ist die Auffassung, ob die unbezahlte
ehrenamtliche Tätigkeit eine sinnvolle Aktivität oder ein Lückenbüßer für fehlende staatliche Strukturen ist. Vereine wie das Rote Kreuz, der Musikverein oder die Feuerwehr werden ohne jeden
Zweifel als Notwendigkeit angesehen. Bei der Flüchtlingshilfe oder Goldhauben-Frauen, bei gesellschaftskritischen Organisationen wie Attac oder lokalen Verbindungen wie dem Rotary Club, bei
geschichtserinnernden Vereinen wie dem Mauthausenkomitee oder dem Schwarzen Kreuz zeigen sich oft kontroverse Einschätzungen. Das kann zur Verunglimpfung von ehrenamtlichen Helferinnen und
Helfern führen, zu „orwellschen“ Wortverdrehungen wie zum Begriff „Gutmenschen“.
Dr. Peter Oberbichler